Game-based Learning in der Praxis (GBL) hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir digitale Lerninhalte gestalten, grundlegend zu verändern. Doch was steckt eigentlich hinter dem Begriff, wie unterscheidet er sich von Gamification und vorallem, wie setzt du Game-based Learning in der Praxis ein?

GBL ist ein wertvolles Konzept für Onlinekurse und Workshops und mit Tools wie Genially kannst du technisch ganz einfach ein „Wow“-Erlebnis für deine Teilnehmenden schaffen. Die Kunst liegt im Game design.

Aber keine Sorge, im Blog gehe ich mit dir das Thema Schritt für Schritt durch und du bekommst einen ganzen Schwung Tipps und Beispiele, so dass die Ideen nur so sprießen. Bereit?

Begriffsdefinition und Abgrenzung zu Gamification

Game-based Learning bezeichnet den gezielten Einsatz von Spielen oder spielerischen Elementen, um Wissen zu vermitteln und Kompetenzen zu fördern. Der Fokus liegt darauf, dass Lernende spielerisch Problemlösungen entwickeln und neues Wissen aktiv herleiten können. Es geht also um vollständige Spiele, die sowohl unterhaltsam als auch lehrreich sind.

Im Gegensatz dazu bedeutet Gamification die Integration einzelner Spielelemente (z. B. Punkte, Badges, Ranglisten) in einen nicht spielerischen Kontext. Während Gamification eher motivationsfördernd wirkt, ist Game-based Learning ein eigenständiges Lernformat.

Ein einfaches Beispiel: Ein Escape Room in einem Workshop (Game-based Learning in der Praxis) bietet ein interaktives Spielerlebnis mit konkretem Lernziel. Eine Rangliste, die im gleichen Workshop die schnellsten Teams anzeigt (Gamification), dient dagegen nur der Motivation.

Was macht gutes Game-based Learning aus?

Die Stärke von GBL liegt darin, dass Wissen nicht passiv konsumiert, sondern aktiv erworben wird. Dabei sind folgende Aspekte entscheidend:

  • Immersive Szenarien: Die Lernenden tauchen in eine realitätsnahe oder fantasievolle Spielwelt ein.
  • Eigenes Herleiten: Die Teilnehmenden entdecken Wissen durch Herausforderungen und Problemlösungen, statt es rein zu konsumieren.
  • Interaktives Feedback: Kontinuierliche Rückmeldungen helfen, Fortschritte zu erkennen und Fehler zu korrigieren.
  • Motivation durch Flow: Durch eine ausgewogene Balance zwischen Herausforderung und den Fähigkeiten der Lernenden kann ein (Micro-)Flow-Zustand entstehen, der Konzentration und Engagement fördert.

Game-based Learning bietet die Chance, essenzielle pädagogische Prinzipien zu fördern. Hier ein paar Schlagworte, die im Zusammenhang mit einem Spiel eine wichtige oder andere Bedeutung bekommen:

🤪 Umgang mit Unsicherheiten

Unsicherheiten erzeugen Spannung und motivieren, Herausforderungen zu meistern. Damit sie nicht abschreckend wirken, sollte das Spiel eine gefühlte Kontrolle ermöglichen – beispielsweise durch klare Regeln und verständliche Mechaniken.

💪 Selbstwirksamkeit

Das Erleben von Selbstwirksamkeit entsteht, wenn die Lernenden mit ihren Entscheidungen und Handlungen sichtbare Veränderungen bewirken können, etwa durch das Lösen eines Rätsels oder das Erreichen eines neuen Levels.

☝️ Selbstbestimmung

Zudem fördert die Freiwilligkeit in Spielen die Selbstbestimmung: Die Spieler:innen entscheiden, wie sie vorgehen, experimentieren und neue Wege entdecken – alles ohne reale Konsequenzen.

Diese Elemente schaffen ein motivierendes und nachhaltiges Lernerlebnis, das sich ideal in digitale Lernkonzepte integrieren lässt.

❌ Schluss mit Wissensvermittlung

Ein gutes Game-based Learning Design fokussiert weniger auf die reine Wissensabfrage und mehr darauf, die Neugier zu wecken und exploratives Lernen zu ermöglichen.

Wir sind durch unsere Schullaufbahn häufig geprägt von der Reihenfolge: Wissensvermittlung, Wissen abfragen. Heißt zunächst wird das Theoriewissen vermittelt, das wird anschließend angewendet und es gibt i.d.R. ein Richtig oder Falsch (und falsch ist nicht gut).

🙏 Fehler sind Willkommen

Beim Game-based Learning wollen wir das Wissen selbst entdecken, erarbeiten, herleiten lassen. Das Lernen erfolgt durch Ausprobieren, Lösungsfindung, Mustererkennung etc. Fehler sind im Spiel absolut normal – genau daraus lernen wir.

Wusstest du, dass FEHLER ein Schüttelwort ist? Schüttel die Buchstaben einmal kräftig durch und es entsteht das Wort HELFER. Genau das wird beim Game-based Learning Ansatz explizit gelebt. 

Herausforderungen von Game-based Learning in der Praxis

Trotz seiner Potenziale gibt es Hürden bei der Umsetzung von GBL:

  • Zeit und Ressourcen: Die Entwicklung qualitativ hochwertiger Lernspiele erfordert eine Spielidee (wie verpacke ich das Lernthema in eine Spielidee?), Kreativität, Zeit und Know-how für die Umsetzung und entsprechende Tools.

  • Skepsis gegenüber Spielen: Einige Trainer*innen* und Auftraggeber*innen assoziieren Spiele noch immer mit reinem Spaß als mit Lernen. Ggf. wird es auch als kindisch oder unseriös abgetan.

  • Das „Schokoladen-Brokkoli-Problem“: Wenn Lerninhalte nur oberflächlich in ein Spiel eingebettet werden, erkennen die Teilnehmenden schnell, dass es sich eher um schlecht verkleidetes Lernen als um ein echtes Spiel handelt. Die Kunst ist, dass Lernen und Spielen miteinander verschmilzt.

In unserer LinkedIn-Gruppe zu unserem Podcast Lerngeflüster haben wir gerade die Diskussion zu den Herausforderung angeregt. Hier der Post dazu. In unserer Podcast-Folge haben wir alle 4 Vorbehalte zu Game-based Learning unter die Lupe genommen. Da steckt jede Menge Futter zum Nachdenken drin!

Herausforderungen und Vorbehalte von Game-based Learning
4 typische Vorbehalte zu Game-based Learning in der Praxis

Game-Design und Spielelemente

Game Design beschreibt die Kunst und Wissenschaft, Spiele so zu gestalten, dass sie fesseln, motivieren und ein unvergessliches Erlebnis schaffen. Dabei spielen klare Ziele, Interaktivität und Feedback eine zentrale Rolle. Basierend auf dem GameFlow-Modell von Sweetser und Wyeth sollten folgende Elemente im Mittelpunkt stehen:

  1. Konzentration:
    Das Spiel sollte die Aufmerksamkeit der Lernenden fesseln und ablenkungsfreie Umgebungen schaffen.
  2. Herausforderung:
    Eine ausgewogene Balance zwischen den Fähigkeiten der Lernenden und den Aufgaben des Spiels ist entscheidend, um Langeweile und Überforderung zu vermeiden.
  3. Fähigkeiten:
    Das Spiel sollte Lernende dazu befähigen, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten anzuwenden und zu erweitern.
  4. Kontrolle:
    Die Spieler  habe das Gefühl, ihre Handlungen würden das Spielgeschehen direkt beeinflussen.
  5. Klare Ziele:
    Deutliche, nachvollziehbare Ziele erleichtern die Orientierung und steigern die Motivation.
  6. Feedback:
    Kontinuierliche und relevante Rückmeldungen helfen den Lernenden, ihren Fortschritt zu bewerten und Fehler zu korrigieren.
  7. Versunkenheit:
    Die Spielwelt sollte so gestaltet sein, dass die Lernenden völlig in das Spielerlebnis eintauchen können.
  8. Soziale Interaktionen:
    Wenn möglich, sollten Spielelemente eingebaut werden, die Teamwork und Kommunikation fördern.

Von mir hinzugefügter Punkt für Lernspiele:

(9) Verzahnung der Spielidee mit dem Lernziel:
Die Verzahnung von Spielidee und Lernziel ist ein zentraler Erfolgsfaktor bei Lernspielen. Nur wenn die Aspekte der Spielwelt, des Spielziels, der Challenges mit dem Lernthema sinnvoll miteinander verbunden sind, kann ein Spiel sein volles Potenzial entfalten.
Marie-Jo Leroux, Expertin im Bereich Game-based Learning, gibt auf ihrem YouTube-Kanal wertvolle Tipps, um Spielmechanik und Lernziele erfolgreich zu verbinden. Dieses Video ist evtl. ein guter Einstieg. Achtung, sie spricht schnell 😃

Ideen für die Praxis – Typische Spielelemente

Diese Elemente helfen dabei, ein auf Game-based Learning basierendes Erlebnis zu schaffen, das sowohl unterhaltsam als auch lehrreich ist. Vielleicht hilft es dir für deine Spielidee:

  • Story: Eine fesselnde Geschichte bindet die Lernenden emotional und hilft, die Lernziele in einen ansprechenden Kontext zu setzen.
  • Logik und Muster: Aufgaben, bei denen Muster erkannt oder logische Zusammenhänge hergestellt werden müssen, fördern analytisches Denken.
  • Entscheidungen: Challenges, bei denen Lernende Entscheidungen mit Auswirkungen treffen müssen, fördern kritisches Denken und das Verständnis von Konsequenzen.
  • Zeit: Das Spiel gegen die Zeit. Finde in 30 Sekunden die 3 Symbole für die  Zeitmanagement-Methoden xyz ODER der Tag deine To Dos erschlagen dich. Spiele mit zeitbasierten Herausforderungen erzeugen Spannung und fördern schnelles Handeln.
  • Zufall: Elemente wie Würfelwürfe oder Randomizer sorgen für Unvorhersehbarkeit, Spannung und Überraschung. Außerdem erhöhen sie die Wahrscheinlichkeit noch mal zu spielen.
  • Kooperation: Multiplayer- oder Team-basierte Elemente fördern Zusammenarbeit und Kommunikation. Ist das ein wichtiger Aspekt für dein Lernziel? Dann konzipiere auch gern dein Spiel entsprechend.
  • Erkundung: Offene Spielwelten oder Szenarien wecken Neugier und laden dazu ein, eigenständig Neues zu entdecken. Löse dich evtl. auch von dem Gedanken, dass alle Lernenden alles entdecken müssen. Überlege dir, was MUSS und was KANN für dein Lernziel ist.
  • Belohnungen: Punkte, Abzeichen oder Konfetti-Effekte motivieren die Lernenden und belohnen Fortschritte. Achte darauf, dass Belohnungen nicht zu vorhersehbar sind. Überrasche damit gern, sonst kann der Motivationseffekt verloren gehen.

Und bekommst du langsam eine Spielidee zu deinem Thema? Als Ausgangsbasis ist immer entscheidend, dass du dein Thema auf die konkreten Lernziele heruntergebrochen hast. Was möchtest du konkret mit dem Spiel erreichen. Wenn du das klare Bild hast, kannst du mit der Assoziation für die Story beginnen. Denke hier gern an Geschichten, Anekdoten, Bücher oder Filme, die du damit verbindest. In diesem PDF über Escape Games kannst du Inspiration finden. Für die Story hast du auf den Seiten 14-16 im PDF Tabellen mit hilfreichen Stichwörtern.

Mit Genially Game-based Learning praktisch umsetzen

Genially ist ein vielseitiges Tool, das dich bei der Erstellung interaktiver Lernprodukte unterstützt. Es bietet zahlreiche Funktionen, die perfekt auf die Anforderungen von GBL abgestimmt sind. Darum mag ich Genially:

  • Benutzerfreundlichkeit: Die intuitive Bedienung ermöglicht es auch Einsteiger*innen, interaktive lernmaterialien zu erstellen.
  • Interaktive Elemente: Es stehen eine Vielzahl an interaktiven Elementen zur Verfügung: Auf Klick werden separate Infos angezeigt, Bilder erscheinen, Audios werden abgespielt, Konfetti fliegt, du wirfst einen Würfel oder aktivierst einen Zufallsgenerator.  Diese Funktionen schaffen die besondere Momente für deine Teilnehmenden und bieten eine tolle Grundlage, um ein Lernspiel zu entwickeln.
  • Vielfältige Vorlagen: Von Escape Rooms bis zu Quizspielen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um interaktive Szenarien zu gestalten.
  • Einbettung von externen Inhalten: Videos, Audios und externe Tools (wie z.B. Wordwall oder Rätsel-Apps) lassen sich einfach integrieren, um die Challenges in deinem Lernspiel noch abwechslungsreicher zu machen.

So nutze ich Genially

Für meine Lernreisen setze ich Genially in unterschiedlichen Formaten ein, um Abwechslung und Interaktivität zu schaffen. Es dient zur Einstimmung, als Einstieg in ein Thema, als Icebreaker, zur Wiederholung oder auch als unterhaltsamer Abschluss. Hier ein paar Impulse für dich:

  • Escape Games: Perfekt, um komplexe Themen spielerisch zu vermitteln. Die Lernenden müssen Rätsel lösen und sich durch interaktive Szenarien arbeiten. Lust, ein Escape Game zu spielen? In meinem Gruselkabinett für Online-Workshops, wird nicht nur deine Rätselkompetenz auf den Prüfstand gestellt, sondern du bekommst auch jede Menge wertvoller Tipps, wie du deine Workshops planst und gestaltest.

Game-based Learning in der Praxis - Escape Game mit Genially
  • Interaktive Präsentationen: Statt einer klassischen PowerPoint biete ich meinen Teilnehmenden dynamische Inhalte mit interaktiven Elementen.
  • Szenario-Interaktionen: Die Lernenden entscheiden in einer Geschichte, wie sie handeln wollen, und erfahren Tipps oder Konsequenzen ihrer Entscheidungen. Als Beispiel hab ich dir mein „Trau dich“-Szenario mitgebracht, was Frauen ermutigen soll, ihren Vanlife-Traum zu leben.
Genially in der Praxis - Lernmittel mit Storytelling
  • Icebreaker & Warm-ups: Mit Funktionen wie dem Würfeln oder Randomizer schaffe ich kreative Einstiege, die Neugier wecken und die Gruppe aktivieren. Genauso kannst du auch thematische Warm-ups / Einstiege mit Genially gestalten – Mein Suchspiel ist ein spielerischer, thematischer Einstieg in das Game-based Learning Modul, das ich für ein Bildungsinstitut unterrichte.
Game-based Learning in der Praxis - Suchspiel als Themeneinstieg

Fazit: Spielerisch zu besseren Lernerfahrungen

Game-based Learning bietet eine besondere Möglichkeit, Lernen unterhaltsam, nachhaltig und effektiv zu gestalten. Mit Tools wie Genially kannst du Game-based Learning in der Praxis umsetzen und kreative, spielerische sowie interaktive Lösungen für deine Onlinekurse und Workshops entwickeln. Genially ist eine intuitive App und es gibt einen kostenfreien Account, mit dem du dich ganz unverbindlich ausprobieren kannst.

Eine gelungene Verzahnung von Spielidee und Lernziel, eine durchdachte Balance zwischen Herausforderung und Fähigkeiten sowie eine klare Zielsetzung sind essenziell. Interaktive Elemente und kontinuierliches Feedback fördern das Engagement, während eine immersive Gestaltung und soziale Interaktionen das Spielerlebnis vertiefen.

Trau dich, die ersten Schritte zu machen, und lass deine Teilnehmenden spielerisch lernen. Ich bekomme durch die Bank großartiges Feedback von meinen Teilnehmenden, wenn ich Game-based Learning bzw. Genially einsetze. Es lohnt sich also für alle Beteiligten. 😉

Planst du einen Onlinekurs oder Workshop?

UND:

  • Du weißt gerade nicht, wo dir der Kopf steht und dir fehlt der rote Faden?
  • Oder du möchtest Feedback zu deinem Konzept?
  • Dir fehlt es an Ideen für interaktive Methoden?
  • Oder du brauchst bei den Videos und interaktivem Lernmaterial?
Annika Meyer - Digital Learning Design

Ich bin Digital Learning Designerin und liebe es Lernreise zu kreieren. Ich stehe dir mit Rat und Tat zur Seite und wir erschaffen ein geniales Lernprogramm für deine Zielgruppe, das sich von dem ganzen Einheitsbrei da draußen abhebt.

Lass uns unverbindlich kennenlernen, erzähle mir von deinem Vorhaben und wir schauen, wie ich dich am sinnvollsten unterstützen kann.

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