Du planst einen Online-Workshop und schwups, da ist wieder die Frage nach der optimalen Gruppengröße. Uns ist allen klar, dass die Anzahl der Teilnehmenden einen Einfluss auf den Workshop hat. Aber irgendwie würfeln wir uns die Zahl dann trotzdem zurecht, oder? Manchmal spielen Gedanken zu den Workshop-Einnahmen eine Rolle, manchmal fragen wir uns, womit wir uns wohlfühlen. Alles grundsätzlich nicht falsch, aber lasst uns strukturierter vorgehen. 

Ich habe sowohl online als auch offline diverse Gruppengrößen begleiten dürfen und bin überzeugt: Es gibt keine Einheitslösung für die optimale Gruppengröße für Online-Workshops. Sie ist von vielen Faktoren abhängig. Es gibt gute Gründe, die für kleine und ebenso auch für große Gruppen sprechen. Diese Faktoren und ihre Vor- und Nachteile hinsichtlich der Gruppengröße habe ich für dich zusammengestellt. Nicht erschrecken: Es sind 9 Faktoren dabei herausgekommen.

Stellt euch diese Faktoren nicht als starres Regelwerk vor, sondern nutzt es als Werkzeug, das uns hilft, die für uns optimale Gruppengröße für Online-Workshops zu finden. Denn am Ende des Tages geht es darum, was am besten zu unserer Workshop-Idee, unseren Teilnehmenden und unseren Zielen passt. 

Gruppengröße – eine Einordnung

Bevor ich zu den Faktoren komme, lass uns zunächst darüber sprechen, was ich mit kleine, mittlere und große Gruppen meine.

Wenn du dazu recherchierst, wirst du wahrscheinlich ganz unterschiedliche Zahlen finden, wer was als klein oder groß ansieht. Und auch bei meiner Definition möchte ich dich bitten, es nicht ganz schwarz-weiß zu sehen. Die Grenzen können verschwimmen. Aber die Einordnung hilft uns bei der Betrachtung der Faktoren. Here you go:

  • Kleine Gruppen: ≤12
  • Mittlere Gruppen: 13-25
  • Große Gruppen: >25

Und eins noch hier vorab: Auch bei großen Gruppen, also auch mit 50 oder sogar 100 Teilnehmenden, kannst du interaktive Elemente einbauen und den Workshop-Charakter wahren. Das eine schließt das andere nicht zwingend aus.

9 Faktoren für die optimale Gruppengröße

Ich habe aus unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema Gruppengröße für Online-Workshops geschaut. Dabei wollte ich sowohl didaktische Aspekte sowie Wirtschaftlichkeit und Organisation des Online-Workshops berücksichtigen als natürlich auch die Teilnehmenden-Brille aufsetzen. Herausgekommen sind diese 9 Faktoren:

  1. Workshop-Thema
  2. Lernziel
  3. Zielgruppe
  4. Interaktivität und Engagement
  5. Individuelle Betreuung
  6. Ressourcen
  7. Die liebe Technik
  8. Gruppendynamik
  9. Feedback und Evaluierung

Ich hoffe, du bist jetzt nicht erschlagen. Über jeden Punkt könnte man eine wissenschaftliche Abhandlung schreiben. Mein Ziel ist, dir mit diesem Blogbeitrag erste Impulse und einen kompakten Leitfaden zu geben.

Die Punkte 1-3 sind Grundpfeiler deines didaktischen Konzepts. Daher sind die 3 Punkte auch etwas länger als die anderen. ABER keine Sorge, insgesamt sind es nur kurze Impulse pro Punkt, die dir bei deiner Entscheidungsfindung helfen sollen.

Auf los geht’s los!

1. Workshop-Thema

Verschiedene Lernthemen erfordern unterschiedliche Herangehensweisen und Interaktionen. Hier ein paar Gedanken dazu:

Bei sachlichen Themen, die hauptsächlich auf Wissensvermittlung und Fakten basieren, könnte eine größere Gruppe in Ordnung sein. Hier steht die Übermittlung von Informationen im Vordergrund, und eine größere Gruppe kann die Reichweite erhöhen, ohne die Interaktion erheblich zu beeinträchtigen.

Philosophische oder abstrakte Themen erfordern oft tiefes Nachdenken, Diskussionen über verschiedene Perspektiven und kritisches Denken. In diesem Fall könnte eine mittelgroße Gruppe angemessen sein, da sie ausgewogene Diskussionen ermöglicht.

Bei Themen, die Verhalten, Emotionen oder zwischenmenschliche Interaktionen betreffen, könnte eine kleinere Gruppe von Vorteil sein. Hier ist persönliche Betreuung und offene Diskussion wichtig, um ein sicheres Umfeld für den Austausch zu schaffen.

2. Lernziel

Dazu gibt es mal einen eigenen Blogbeitrag. Aber hier in Kürze meine Gedanken dazu:

Erstmal musst du dir bewusst darüber sein, was für ein Lernziel du mit deinem Workshop überhaupt verfolgst. Das ist ein sehr wichtiger Schritt und wird viel zu häufig zu schwammig gemacht.

Lernziele können ein unterschiedliches Niveau haben. Es gibt in der Didaktik ein sehr bekanntes Modell nach Bloom, der Lernziele in 6 unterschiedliche Stufen aufteilt („Erinnern“ bis „Erschaffen“).

Ohne tiefer in das Thema einsteigen zu wollen, kannst du folgende Quintessenz mitnehmen:
Es macht in der Gestaltung deines Workshops einen Unterschied, ob du „nur“ erreichen willst, dass die Teilnehmenden etwas erinnern und verstehen, ob sie es anwenden können oder sogar kritisch bewerten und was Eigenes kreieren können sollen.
(Spannend? Dann schau hier: Beitrag von YouKnow zur Konzeption von Trainings – mit Übersicht zur Blooms Taxonomie).

Natürlich sind zum Erreichen der Lernziele noch mehr Faktoren zu bedenken. Eine angemessene Gruppengröße kann jedoch dazu beitragen, den Rahmen für die erforderlichen Methoden, Interaktionen etc. zu geben.

Sehr pauschalisiert und mit Sicherheit nicht immer zutreffend könnte eine Daumenregel sein:
Niedrigere Lernziel-Stufe sind auch mit großen Gruppen machbar; höhere Lernziel-Stufen sind mit kleineren Gruppen leichter erreichbar.

3. Zielgruppe

Indem du deine Zielgruppe genau betrachtest und verstehst, kannst du die ideale Gruppengröße für deinen Online-Workshops besser auf sie abstimmen. Hier kommen Themen zusammen wie Bereitschaft zur Beteiligung, persönliche Bindung, Sicherheitsgefühl, Wohlfühlzone, Anonymität, Vielfalt der Meinungen/Teilnehmenden etc. Es ist also wieder ein breites Feld.

Die Präferenzen der Teilnehmenden können außerdem stark variieren. Introvertierte Teilnehmende könnten die Anonymität in großen Gruppen bevorzugen oder andersrum sich in kleineren Gruppen wohler fühlen und mehr trauen. Extrovertierte Teilnehmende bevorzugen möglicherweise die Dynamik und Vielfalt großer Gruppen.

Mach dir ein genaues Bild von deiner Zielgruppe und berücksichtige dieses bei der Wahl der Gruppengröße. 

4. Interaktivität & Engagement

Kleinere Gruppen ermöglichen eine höhere Interaktion, was zu höherem Engagement und effektiveren Lernen führen kann.

Bei größeren Gruppen können sich Teilnehmende schneller in der Anonymität verstecken und du kannst weniger gut nachvollziehen, ob deine interaktiven Methoden funktionieren.

5. Individuelle Betreuung

Der Punkt spricht wohl für sich. Je kleiner die Gruppe, desto mehr individuelle Betreuung ist möglich.

Hast du eine große Gruppe, gibt es jedoch Möglichkeiten, die auf diesen Aspekt einzahlen (z.B. Speed-Coachings, Peer-Feedback).

6. Ressourcen

Je größer die Gruppe, desto mehr Ressourcen in Bezug auf Zeit, Energie und technische Infrastruktur werden ggf. benötigt, um einen reibungslosen Workshop sicherzustellen.

Aber auf der anderen Seite kommen evtl. auch mehr Einnahmen rein. Also auf an die Aufwand-Nutzen Rechnung 😉

7. Die liebe Technik

Je mehr Teilnehmende, desto anspruchsvoller die technische Infrastruktur.

Stelle sicher, dass die von dir gewählte Plattform und dein Lizenzmodell die Gruppengröße unterstützt. Bedenke gleichzeitig, dass bei großen Gruppen für alle die notwendige Bandbreite wächst (Internet-Speed bei allen ausreichend?). 

8. Gruppendynamik

Kleinen Gruppen: Vorteile wie intime Atmosphäre, enge Bindungen sowie die Chance für eine bessere Diskussionsführung.

Mittleren Gruppen: Durch mehr Teilnehmenden können ausgewogenere Diskussion entstehen.

Große Gruppen: Chance auf breite Diskussionen, verschiedene Meinungen. Es ist jedoch schwieriger Gruppendynamiken zu erkennen und ggf. gezielt Impulse setzen. 

9. Feedback & Evaluation

Man könnte meinen, dass hier wieder die kleineren Gruppen die Nase vorn haben (leichter Feedback einzusammeln, individuelles und tiefgehendes Feedback).

Aber bei großen Gruppen bekommst du vielfältigeres Feedback und hast eine viel größere Evaluationsbasis. 

Also auch hier kein eindeutiger „Sieger“.

 

Geschafft!

Und wie groß machst du deine Gruppe jetzt?

Vielleicht hast du auch abseits der Gruppengröße ein paar Gedanken für die Gestaltung deines Workshops mitgenommen.

Ich hoffe jedenfalls, dass ich dich nicht mit den vielen Faktoren verschreckt habe, sondern im Gegenteil ein paar „Ah ja!“-Momente erzeugen konnte. Welche Impulse nimmst du mit? Was würdest du noch ergänzen?

Ich freue mich auf einen Austausch mit dir. Und falls du mehr zu mir wissen möchtest, schau dich gern auf meiner Über mich-Seite um. Sind wir schon vernetzt? Du findest mich bei LinkedIn und Instagram